Arbeitsgruppe: Forum für vokale Vielfalt

Das Forum für vokale Vielfalt ist eine Arbeitsgruppe des Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e. V./Archiv Frau und Musik (Frankfurt am Main), die sich mit dem Schwerpunkt Chorwesen und  Chormusik befasst. Wir möchten alle Interessierte einladen, sich bei uns zu melden. Gerne per E-Mail an: hilbrig[at]archiv-frau-musik.de.

Selbstverständnis

Wir, das Forum für vokale Vielfalt, sind ein Zusammenschluss von chorleitenden, chorsingenden, komponierenden, arrangierenden und im Chor aktiven FLINTA* Personen innerhalb des Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e. V./Archiv Frau und Musik (Frankfurt am Main). Das Forum versteht sich als Arbeitsgruppe, die ihre Werte, Themen und Ideen in Bezug auf die Organisation der Chorlandschaft sowie in Bezug auf den Umgang mit Chormusik innerhalb der Chorszene und gegenüber der Öffentlichkeit vertritt und auf Probleme in der derzeitigen Chorlandschaft aufmerksam macht.

Für folgende Werte in Bezug auf das Miteinander im Chor und auf die Organisation des Chorwesens stehen wir ein:

  • respektvolle und wertschätzende gleichberechtigte kulturelle Teilhabe bzw. Austausch, integrativ und partizipativ
  • intersektionaler Feminismus
  • Diversität in Bezug auf ethnische, regionale oder soziale Herkunft, Geschlecht, sexuelle Identität, Religion/ Weltanschauung, Behinderung/ chronische Krankheit, familiäre Situation und Alter/ Generationszugehörigkeit
  • Antidiskriminierung
  • Demokratie
  • soziale Gerechtigkeit
  • Klimagerechtigkeit
  • Toleranz

In Bezug auf Chormusik stehen wir ein für:

  • musikalische Vielfalt in Bezug auf das Genre, die Epoche, die beteiligten komponierenden, arrangierenden und dichtenden Personen und die verwendeten musikalischen und performativen Elemente
  • Freiheit der künstlerischen Ausgestaltung/ Interpretation durch technische und mediale Hilfsmittel, durch diverse Instrumente aus aller Welt, durch diverse vokale und instrumentale Besetzungen und durch textliche Adaptionen u. Ä.

Eine bewusste Arbeitsweise mit Chorliteratur in Bezug auf den Inhalt, den gesellschaftlichen und künstlerischen Kontext, die Sprache und die Besetzung sind uns wichtig. Im Hinblick auf die Verwendung von Texten und Musik treten wir für einen reflektierten und informierten Umgang mit den Biografien der beteiligten komponierenden, dichtenden und arrangierenden Personen, mit der Entstehungsgeschichte bzw. -kontext, mit dem Kompositionsanlass und mit der Kanonizität des jeweiligen Werkes ein.

Wir glauben daran, dass die musikalische Vielfalt, die interpretatorische Freiheit und der bewusste Umgang mit Chorliteratur die künstlerischen Fähigkeiten der Ausführenden und die Qualität der Aufführungen sowie das Publikumsverständnis für bislang unbekannte bzw. neue diverse Musik verbessert.

Ziele

  1. Wir wollen den Kanon der Chormusik um neues, vielfältiges Repertoire erweitern. Dabei wollen wir insbesondere für Musik marginalisierter Personen, vorrangig von komponierenden und arrangierenden FLINTA* Personen, Sichtbarkeit schaffen und diese zugänglich machen.
  2. Wir wollen aufzeigen, wie ein bewusster, diskriminierungskritischer und interpretatorisch freier Umgang mit Chorliteratur aussieht.
  3. Wir wollen auf hierarchische und diskriminierende Strukturen in der Chorlandschaft hinweisen und diese musikpolitisch verändern hin zu mehr Demokratie, Transparenz, Vielfalt und Gleichstellung, insbesondere mit Blick auf bestehende Verbands- und Wettbewerbsstrukturen und -kriterien, Stellenvergabe u. Ä.
  4. Wir wollen eine respektvolle und offene Gesprächskultur in der Chorwelt schaffen, in der sich offen und vertrauensvoll über verschiedene Themen und den gemeinsamen Umgang miteinander ausgetauscht werden kann und über Verhaltensweisen in einem sicheren Umfeld reflektiert diskutiert werden kann. Die Ausgangspunkte unserer Kommunikation sind Rücksichtnahme und das Zuhören und Verstehen. Ziel derselben ist die Bereitschaft, den sensiblen und wertschätzenden Umgang miteinander gemeinsam weiterzuentwickeln.
  5. Wir wünschen uns, dass Chöre zu diskriminierungssensiblen Räumen werden, d. h. dass über persönliche Diskriminierungserfahrungen aufgrund der unter Diversität genannten Faktoren und strukturelle Diskriminierung aufgrund von Traditionen, Macht- und Organisationsstrukturen sowie über Diskriminierung in Chorliteratur aufgrund von textlichen oder musikalischen Merkmalen angst- und vorurteilsfrei gesprochen werden kann.

Uns ist bewusst, dass auch wir andere diskriminieren können und uns Fehler unterlaufen. Wir freuen uns, durch Austausch, Rückmeldungen und konstruktive Kritik dazuzulernen.

  • FLINTA* (alternativ auch FLINTA oder FLINT) ist ein Akronym, welches für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, transgeschlechtliche und agender Personen steht.

Teilnehmende:

Maria Bätzing, Andrea Botelho, Hayat Chaoui, Yudania Gomez Heredia, Klara Hens, Mareike Hilbrig, Marleen Hoffmann, Mary Ellen Kitchens, Evelyn Ruf, Elisabeth Schubert, Julia Schwartz, Lili Sommerfeld, Bettina Strübel, Uta Walther, Bettina Weber